Attraktiver Ableger: Sinn Spezialuhren hat aus seinem Einsatzzeitmesser 13 eine spannende Neuheit entwickelt – mit aufgepeppter Optik, neuem Werk und attraktivem Preis. Wir testen die günstigste Variante.
Von Alexander Krupp
Der Einsatzzeitmesser 13, in seiner aktuellen Version EZM 13.1 genannt, ist ein ebenso beliebter wie funktionaler Dauerbrenner in der umfangreichen Sinn-Kollektion. Nun präsentiert die Frankfurter Uhrenmarke eine Evolutionsstufe namens 613 St, die dank einiger neuer Eigenschaften als gelungene Alternative außerhalb der EZM-Reihe in Erscheinung tritt.
Sinn-Frühjahrsneuheit 2025: der Taucherchronograph 613 St
Sinn 613 St – der erste Eindruck: Will man die wichtigsten Unterschiede zum EZM 13.1 auf den Punkt bringen, so sind vor allem die vom linken zum rechten Gehäuserand gewanderten Bedienelemente – Krone und Drücker – sowie der nun weiße 60-Minuten-Zähler des Chronographen zu nennen. Hinzu kommen der Verzicht auf rote Zifferblattaufdrucke sowie die neu eingeführte Wochentagsanzeige. Ansonsten bleibt der sportlich-funktionale Charakter bei der neuen 613 St zur Gänze erhalten: Der Taucherchronograph besitzt weiterhin eine einseitig drehbare Lünette mit Minutenrastung, nachleuchtendem Nulldreieck und durchgehender Minutenteilung, im Dunkeln bläulich strahlende Zeiger und Stundenindexe sowie ein 41 Millimeter großes, bis 500 Meter wasserdichtes Edelstahlgehäuse mit perlgestrahlter Oberfläche.
Die Druckfestigkeit bestätigt, wie bei Sinn-Uhren üblich, das unabhängige Prüfinstitut DNV in Anlehnung an die Europäischen Tauchgerätenormen EN250 und EN14143. Dank dieser und der eigenen Qualitätsprüfungen in Frankfurt gewährt Sinn eine Garantie von drei Jahren.
Die 613 St zeigt am Handgelenk eine starke Präsenz
Neu sind die rote Spitze des Stoppsekundenzeiges und der rote Zeiger für die Stoppminuten. Auf diese Weise kennzeichnet Sinn die Chronographenfunktionen und unterscheidet diese von den drei Zeigern für die Uhrzeit. Wir finden diese Lösung funktional wie auch optisch gelungen und halten sie sogar für einen Fortschritt gegenüber dem EZM 13.1, der stattdessen ein rotes Datum und zwei rote Zifferblattaufdrucke aufweist.
Sinn-Technologien in der 613 St
Apropos Zifferblattaufdrucke: Bei vier Uhr erkennen wir – nun mattschwarz statt rot – das „Ar“-Zeichen, das auf Sinns Trockenhaltetechnik hinweist. Diese besteht aus drei Elementen, die zusammen verhindern, dass ins Gehäuse eindiffundierende Feuchtigkeit das Glas bei starken Temperaturwechseln beschlagen lässt oder dass die Öle im Werk vorzeitig altern. Die Ar-Trockenhaltetechnik besteht aus einer feuchtigkeitsbindenden Kupfersulfatkapsel in der Gehäuseflanke, sogenannten EDR-Dichtungen („extrem diffusionsreduzierend“) sowie einer Schutzgasfüllung des Gehäuses – früher Argon, daher der Name „Ar“, heute geheim –, die verhindert, dass schon bei der Montage Feuchtigkeit im Gehäuse eingeschlossen wird.
Als weitere Sinn-Spezialität ist auch ein „unverlierbarer“ Taucherdrehring an Bord, bei dem drei seitliche Schrauben ein Stückweit in eine Nut im Gehäuse ragen, sodass die Lünette zwar frei beweglich ist, aber bei Gewalteinwirkung nicht abspringen kann.
Eine feuchtigkeitsbindende Kupfersulfatkapsel und eine unverlierbar verschraubte Drehlünette gehören zu den speziellen Sinn-Technologien
Außerdem sorgt ein Weicheisen-Innengehäuse für einen Magnetfeldschutz bis 80.000 Ampere pro Meter (die entsprechende Uhrennorm verlangt nur 4.800 A/m), und das Gehäuse ist so konstruiert, dass bei Unterdruck das Glas nicht herausspringen kann.
Eine andere Sinn-Besonderheit ist im Vergleich zum EZM 13.1 allerdings entfallen: die Temperaturresistenztechnologie. Sie besteht einerseits aus einem Spezialöl, das in allen Sinn-Uhren zum Einsatz kommt, sowie andererseits aus langwierigen – und daher teuren – Tests jedes einzelnen verbauten Werkes in einem Klimaschrank bei Temperaturen zwischen –45 und +80 Grad Celsius. Hierbei zeigt sich, ob sich einzelne Werkkomponenten so weit ausdehnen oder zusammenziehen, dass sie den mechanischen Antrieb stören oder gar vollständig blockieren. Ist dies der Fall, so kann das entsprechende Werk nur in einer Uhr ohne Temperaturresistenztechnologie verbaut werden – falls es eine solche mit dem entsprechenden Werk im Sinn-Sortiment überhaupt gibt.
Dass Sinn bei einer Uhr, die nicht als Einsatzzeitmesser positioniert ist, auf die Temperaturresistenztechnologie verzichtet, lässt sich durchaus als Vorteil betrachten. Schließlich trägt es dazu bei, dass die 613 St in der von uns getesteten günstigsten Variante am Silikonband mit 2.450 Euro 20 Prozent günstiger als der zurzeit 3.090 Euro teure EZM 13.1 angeboten werden kann. Und das Sinn-Spezialöl, das viele temperaturbedingte Probleme verhindert, kommt ohnehin zum Einsatz.
Ein neues Uhrwerk in der 613 St
Doch der attraktive Preis hat noch eine andere Ursache: In der 613 St tickt nicht das aufwendig im eigenen Haus auf einen 60-Minuten-Zähler umgebaute Chronographenkaliber SZ02 auf Concepto-Basis, sondern ein Uhrwerk, das der Schweizer Hersteller Sellita mit Sinns Einverständnis aus dem SZ02 abgeleitet und modifiziert hat. Dank der Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten des Branchenriesen können die Frankfurter nun ihre eigene Grundkonstruktion in abgewandelter Form zu günstigeren Preisen „zurückkaufen“.
Die Maße – 30 Millimeter Durchmesser und 7,9 Millimeter Höhe – entsprechen dem Sellita SW500 sowie dessen Vorbild Eta 7750 „Valjoux“, und die Chronographenfunktionen werden wie bei diesen über eine schlichte, aber effektive Kulissenschaltung gesteuert.
Im Unterschied zum SZ02 besitzt die Konstruktion von Sellita einen schleichenden statt eines zur vollen Minute springenden Minutenzählers, und die Gangreserve von 56 Stunden entspricht den erhöhten Standards, die die Werkeschmiede vor einiger Zeit eingeführt hat. Zum Vergleich: Das SZ02 läuft nach Vollaufzug 45 Stunden.
Auch in Sachen Präzision ließ das von uns getestete Modell keine Wünsche offen, obwohl es sich lediglich um ein Messemuster handelte: Der regelmäßige Abgleich mit der Funkuhr offenbarte nur 4 Sekunden Vorgang pro Tag.
Die Sinn 613 St am Handgelenk
In unserem mehrtägigen Tragetest haben wir die 613 St als guten, verlässlichen Freund schätzen gelernt. Uhrzeit und Chronograph lassen sich recht gut ablesen – die Uhrzeit inklusive kleinem Sekundenzeiger auch bei Nacht –, die Schraubkrone ist groß und dank tiefer Riffelung sehr griffig, und die Tauchzeitlünette rastet satt in Minutenschritten.
Dass Krone und Drücker anders als beim EZM 13.1 auf der gewohnten rechten Gehäuseseite liegen, hilft nicht nur bei der Nutzung des Chronographen, sondern auch beim Anlegen der Uhr: Hier ist von Anfang an klar, wie der tickende Kamerad ans Handgelenk gehört. Anfängliche Fehlgriffe, wie sie bei Zeitmessern mit Krone und Drückern auf der linken Seite hin und wieder vorkommen, sind ausgeschlossen.
Mit 15 Millimetern Höhe und ihrer Taucherdrehlünette gehört die 613 St nicht zu den ganz bescheidenen Alltagsbegleitern, die bereitwillig unter jeden Ärmel schlüpfen. Hier ist eher markante Präsenz zu verzeichnen, wie man sie von einem Sportchronographen und einer Taucheruhr ohnehin erwartet. Für einen angenehmen Ausgleich zum stämmigen Gehäuse sorgt das Sinn-typische höchst geschmeidige Silikonband. Was heißt typisch? Mit einer schlichten Dornschließe statt der bekannten, komplexen Faltschließe gibt es am Ende des Silikonbands eine weitere Neuerung, die den Preis senken hilft.
Und der auffällige weiße Minutenzähler? Zieht er nicht zu sehr die Aufmerksamkeit auf sich und drängt die restlichen Anzeigen in den Hintergrund? Das finden wir nicht. Schließlich ist der eine ganze Stunde messende Totalisator eines der Hauptunterscheidungsmerkmale zu herkömmlichen Chronographen mit ihren allseits bekannten 30-Minuten-Zählern. Sinn wirft dieses Pfund selbstbewusst in die Waagschale – und schafft gleichzeitig einen markanten Unterschied zum EZM 13.1, der in seiner kultigen Reduziertheit ein typischer Einsatzzeitmesser bleibt.
Allerdings haben die einzigen Nachteile, die wir bei dieser Uhr benennen können, eben mit der speziellen Chronographenanzeige zu tun: Sie hat zwar den Vorteil, dass sich die gestoppten Minuten intuitiv wie die Minuten der Uhrzeit ablesen lassen. Leider wird die Skala dadurch jedoch sehr kleinteilig und lässt sich nur mit etwas Mühe minutengenau interpretieren. Außerdem springt der Stoppminutenzeiger beim Betätigen des Rückstelldrückers nicht auf Anhieb auf die Null zurück, wie es der zentrale Sekundenzeiger klaglos vollbringt. Stattdessen muss man länger und fester zudrücken, damit auch der Minutenzeiger des Chronographen das tut, was man von ihm erwartet. Im Test haben wir uns an diesen kleinen Makel jedoch schnell gewöhnt und ihn als verzeihlich verbucht – wie die eine oder andere kleine Macke eines guten Freundes.
Preise und Verfügbarkeit
Nun, da wir uns mit der 613 St angefreundet, ihre Vorzüge zu schätzen gelernt und ihre Eigenheiten akzeptiert haben, stellt sich die Frage: Kaufen? Schließlich ist der Preis für einen vom funktionalen Standard abweichenden Chronographen sehr attraktiv und die Uhr unlimitiert und damit problemlos lieferbar. Hinzu kommt ein breites Spektrum an Ausstattungsvarianten, die das ihrige tun, letzte Zweifel auszuräumen: So gibt es die 613 St nicht nur am Silikonband (2.450 Euro), sondern zudem an Armbändern aus verschiedenen Ledersorten (2.450 bis 2.630 Euro), Textil (2.450 Euro) oder perlgestrahltem Edelstahl (2.800 Euro). Und dann ist da noch das Schwestermodell 613 St UTC mit zusätzlichem 24-Stunden-Zeiger zur Darstellung einer zweiten Zeitzone, aber ohne Wochentag. Hier liegen die Preise für die genannten Bandvarianten zwischen 2.950 und 3.300 Euro.
Den neuen Taucherchronographen bietet Sinn zudem als Modell 613 St UTC mit zweiter Zeitzone an
Die wandlungsfähige Neuheit lässt sich in der gewünschten Armbandkonfiguration auf www.sinn.de bestellen sowie im Sinn-Stammhaus in Frankfurt-Sossenheim oder in den Markenboutiquen in Frankfurt und Dresden erwerben. Zudem gibt es unter www.sinn.de/haendlerliste eine lange Auflistung von Fachhandelspartnern.
Fazit
Die 613 St bietet die gewohnte Sinn-Qualität und den technisch-robusten Look, den Fans der Marke lieben. Der Newcomer ist nicht nur eine berechtigte Ergänzung zum EZM 13.1, sondern liefert mit der leichter zugänglichen Krone und dem deutlich niedrigeren Preis sogar ein paar handfeste Vorteile – ohne jedoch dem Vorbild seine Kultstellung streitig zu machen. Wer auf Sportlichkeit und Funktionalität am Handgelenk steht, hat mit dieser Neuheit einen attraktiven Begleiter für alltägliche und weniger alltägliche Lebenslagen gefunden.
Vorzüge:
- stimmiges Sportuhrendesign
- technisch-robuste Gehäusekonstruktion
- besondere Chronographenfunktion
- attraktiver Preis
Nachteile:
- Stoppminutenskala kleinteilig
- Nullstellung des Stoppminutenzeigers erfordert Nachdruck
Die technischen Eigenschaften der Sinn 613 St im Überblick:
- Gehäuse: 41 mm, perlgestrahlter Edelstahl, Höhe 15 mm, wasserdicht bis 50 Bar (500 Meter), verschraubte Krone aus Edelstahl, Vollgewindeboden aus Edelstahl mit Gravuren
- Lünette: Edelstahl mit Aluminiumeinlage, leuchtendes Nulldreieck und aufsteigende Minutenteilung, einseitig drehbar, Rastung in Minutenschritten
- Glas: flaches, innen und außen entspiegeltes Saphirglas
- Zifferblatt: mattschwarzes Zifferblatt, Stundenindizes sowie Stunden-, Minuten- und kleiner Sekundenzeiger mit Leuchtmasse beschichtet
- Uhrwerk: Sellita SW515 auf Basis des Sinn SZ02, 28.800 A/h oder 4 Hertz, Durchmesser 30 mm, Bauhöhe 7,9
- Chronograph: ¼-Sekunde, 60-Minuten-Zähler, Steuerung über Kulissenschaltung
- Weitere Anzeigen: Stunde, Minute, Sekunde, Wochentag, Datum
- Armband: Silikonband mit Dornschließe aus perlgestrahltem Edelstahl, Bandanstoß und Schließe je 20 mm
- Unverbindliche Preisempfehlung mit Kautschukband: € 2.450
(Fotos: Alexander Krupp und Sinn Spezialuhren)
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