NeueUhren.de hatte Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen mit Sascha Moeri, CEO von Carl F. Bucherer. Uns hat interessiert, wie sich das von der Covid19-Pandemie geprägte Jahr 2020 mit all seinen Begleiterscheinungen auf die Marke ausgewirkt hat, ob Strategien geändert, der Launch von Neuheiten verschoben wurde, und wie sich das auf die zukünftige Kommunikation auswirkt.
Herr Moeri, herzlichen Dank dafür, daß Sie sich Mitten im Endspurt des Jahres 2020 Zeit für ein Gespräch mit uns nehmen. Kommen wir deshalb gleich zu unseren Fragen:
- Herr Moeri, hat Carl F Bucherer in 2020 alle geplanten Neuheiten präsentiert, oder haben Sie Produkt-Launches zurückgestellt?
2020 war in der Tat in allen Belangen ein unglaublich herausforderndes Jahr. Die Uhren, die wir Anfang des Jahres vorgestellt haben, erhielten durch den Ausbruch der Pandemie und den damit verbundenen weltweiten Lockdown, nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben. Mit den Geneva Watch Days und den darauffolgenden lokalen Live Sessions konnten wir unsere Neuheiten jedoch in einem adäquaten Rahmen präsentieren – wenn auch anders als zu Beginn geplant.
- Werden Sie in den nächsten Monaten noch weitere Neuheiten vorstellen? Wenn ja: in welcher Form und wann?
Selbstverständlich! Uhrenliebhaber dürfen definitiv gespannt sein. Wir werden in den kommenden Monaten verschiedene Highlights präsentieren und da sein, wo sich unsere Industrie versammelt. Unser Fokus wird dabei weiterhin auf der Launch-Strategie liegen, die sich für uns in 2020 als sehr erfolgreich erwiesen hat. Nachdem wir 35 Jahre an der Baselworld ausgestellt haben, mussten wir in diesem Jahr einen neuen Weg finden, um unsere Produkte global zu lancieren. Regionale Produkt- und Markenerlebnisse wie zu den Geneva Watch Days oder während exklusiver sogenannter Live Sessions, wie wir sie im Herbst durchgeführt haben, bieten uns genau diese Möglichkeit.
Wir sind mit diesem Ansatz noch näher an unseren Kunden, Partnern und Medienschaffenden und bieten ihnen die Gelegenheit durch Talks, Gesprächsrunden und Workshops in die Welt von Carl F. Bucherer einzutauchen und die Marke in allen Facetten individuell zu erleben. Die Vorstellung unserer Produkte wird sich somit auch zukünftig nicht mehr an nur einer einzigen Großveranstaltung orientieren, sondern an mehreren Events weltweit, bei denen – nach Möglichkeit – der persönliche Austausch im Vordergrund steht. Durch die Organisation dieser regelmäßigen, exklusiven Austauschplattformen können wir gezielter über die Marke sprechen. Genf war der Auftakt, jetzt geht es weiter.
- Aktuell muß man wohl davon ausgehen, daß auch im 1. Halbjahr 2021 keine Branchen-Messen in gewohnten Umfang stattfinden. Wie werden Sie die Neuheiten für 2021 präsentieren?
Es ist noch zu früh, um hier bereits Details bekanntzugeben. Soviel vorweg; wir werden wiederum fantastische Zeitmesser „Made of Lucerne“ lancieren und dabei vermehrt auf die Unterstützung von strategischen Partnern zählen können.
- Sind alternative Präsentationen vom Zeit- und Kostenaufwand höher als eine Messebeteiligung, oder lassen sich dadurch sogar Kosten kompensieren?
Die entscheidendere Frage ist: Mit welcher Form, der Produktpräsentation erreichen wir unsere Kunden weltweit am besten? Und hier bietet das Konzept zahlreicher, lokaler Produkt- und Markenerlebnisse weltweit, im Vergleich zu nur einer Großveranstaltung wesentliche Vorteile.
- Können Sie sich vorstellen, daß Branchenmessen in der bisher bekannten Form generell durch digitale Präsentationsformen ersetzt werden, wie es z.B. auch die Watches & Wonders 2020 praktizierte?
Nichts kann einen Handschlag ersetzen
Jörg G. Bucherer hat einmal gesagt: „Nichts kann einen Handschlag ersetzen.“ Ich sehe dies genauso, aber natürlich ist die digitale Kommunikation wichtiger denn je. Ich denke, dass die virtuellen Versionen der Branchenmessen eine gute, vorübergehende Lösung darstellen. Dass sich ausschließlich digitale Konzepte, zumindest im Luxussegment, durchsetzen werden, ist hingegen schwer vorstellbar. Gerade dieser Bereich lebt vom persönlichen Kontakt und dem individuellen Austausch– das kann eine digitale Plattform allein nicht ersetzen.
- Gab und gibt es aktuell durch den Lockdown bedingte Kurzarbeit in Ihrem Unternehmen und damit verbundene Lieferengpässe?
Wir durchlaufen zurzeit durch die Pandemie die wohl schlimmste wirtschaftliche Krise der Uhrenbranche. Aber wir haben in den vergangenen 132 Jahren bereits zahlreiche Krisen gemeistert und werden auch aus dieser gestärkt hervorgehen. Das Instrument der Kurzarbeit hilft uns dabei wesentlich.
- Werden Sie nach den bisherigen Erfahrungen des Lockdowns zukünftig verstärkt auf den Online-Verkauf über die eigene Webseite setzen und Kooperationen mit Handelspartnern /Medien/Plattformen forcieren, die Uhren direkt an Endkunden verkaufen?
Das persönliche Erlebnis beim Kauf einer Luxusuhr wird nicht zu ersetzen sein
Bei Carl F. Bucherer war E-Commerce bereits vor Covid-19 ein wichtiger Vertriebskanal. Wir haben diesen Trend früh erkannt und verkaufen seit einigen Jahren unsere Uhren erfolgreich über den E-Commerce von Bucherer und Tourneau sowie in unseren eigenen digitalen Boutiquen auf JD.com oder T-Mall in China. Unsere starken traditionellen Verkaufsplattformen – der stationäre Handel – werden dennoch von größter Bedeutung für uns bleiben. Es geht darum, die Balance zu halten und dabei zu bedenken, dass das persönliche Erlebnis beim Kauf einer Luxusuhr nicht zu ersetzen sein wird. Unsere Kunden und Partner wünschen sich nach wie vor eine individuelle Beratung und persönliche Gespräche. Wir glauben, daher dass es nicht nur eine rein digitale oder rein physische Präsentation unserer Uhren geben kann. Auch in Zukunft wird eine Balance zwischen beiden Welten entscheidend sein.
- Wie ist Ihre geschäftliche Prognose für das Jahr 2020, auch wenn das Weihnachtsgeschäft noch nicht voll zu Buche schlägt?
2020 verlief ganz klar anders als erwartet. Covid 19 hat uns wie so viele hart getroffen. Wir haben in den vergangenen Monaten die Krise bestmöglich gemeistert, Chancen und Potentiale genutzt und unsere Kunden positiv überrascht. Mit unserem neuen Lancierungsansatz, der vor allem auf regionale Markenerlebnisse setzt, sowie den Uhren, die wir 2020 vorgestellt haben, konnten wir erfreuliche Ergebnisse erzielen.
- Werden die inzwischen wieder anziehenden Verkaufszahlen in China die Corona-bedingten Einbrüche in Europa kompensieren können?
Das erachte ich, trotz unseren 100 Verkaufsstandorten in China als nicht realistisch, da wir rund 40% unseres Jahresumsatzes jeweils in Europa erzielen.
- Welches ist ihre Lieblingsuhr aus dem Portfolio von Carl F. Bucherer, und welche tragen Sie am häufigsten?
Ich liebe die Vielfalt in unserer Kollektion und bin sehr froh, dass ich mich nicht für eine Lieblingsuhr entscheiden muss, sondern regelmäßig wechseln kann. Im Moment wechsle ich besonders oft und gerne zwischen den neuen Varianten unserer Manero Flyback. Diese Modelle kombinieren Retrocharme mit sportlicher Eleganz, höchster Funktionalität und maximalem Tragekomfort. Aus unserer Sicht sind sie die perfekten Begleiter für moderne Kosmopoliten und Kosmopolitinnen bzw. alldiejenigen, die in der Welt Zuhause sind und doch immer ein Stück Uhrmacherkunst „Made of Lucerne“ mit sich tragen wollen. Meine absolute Lieblingskomplikation ist aber ein Chronograph mit ewigem Kalender, Mondphase und Tachymeter wie z.B. bei der Manero ChronoPerpetual.
Herr Moeri, wir danken für das offene Gespräch, wünschen Ihnen, Ihrem Team und Carl F. Bucherer weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf ein Wiedersehen!
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