Die Schweizer Luxusuhren-Manufaktur, Girard-Perregaux kündigte die Eröffnung der Ausstellung « Imagine Japan » im Ethnographischen Museum Neuenburg (Musée d’ethnographie de Neuchâtel – MEN) an. Die Einführung der von MEN konzipierten Ausstellung fand am 6. Februar 2014 am historischen Jahrestag des 150-jährigen Bestehens des Freundschafts- und Handelsabkommens zwischen der Schweiz und Japan statt.
In den Museums-Räumlichkeiten sind Taschenuhren präsentiert, die François Perregaux, der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den entscheidenden Wegbereitern der Schweizer Uhrenherstellung im Land der aufgehenden Sonne gehörte, einst nach Japan importierte. Die Leihgaben des Girard-Perregaux-Museums sind die wertvollen Zeitzeugen einer engen Verbindung, die nun schon seit anderthalb Jahrhunderten zwischen dem Haus in Chaux-de-Fonds und der japanischen Inselgruppe besteht.
VOR 150 JAHREN, AM 6. FEBRUAR 1864, wurde im Choji-Tempel in Edo (Tokio) zwischen Schweizer Abgesandten und Vertretern des japanischen Kaiserreichs ein Freundschafts- und Handelsabkommen unterzeichnet. Mit dem bilateralen Vertrag wurde der Grundstein für die erfolgreichen wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern gelegt. Ausserdem konnten die Schweizer Uhrmacher ihre Produkte nun auch offiziell nach Japan exportieren.
Die Mission wurde geleitet von Aimé Humbert (1819-1900) aus La Chaux-de-Fonds, der vom Eidgenössischen Rat als „Ausserordentlicher Gesandter und Generalbevollmächtigter Minister der Schweizer Eidgenossenschaft in Japan“ ernannt wurde. Nach seiner Ankunft auf der Insel im April 1863, musste er jedoch nahezu ein Jahr warten, bis die japanischen Behörden in ein Gespräch einwilligten. Doch er nutzte diese Wartezeit, um das Land zu bereisen und in die japanische Kultur einzutauchen. Über seine Erlebnisse führte er Tagebuch und sammelte zusätzlich Berichte von Zeitzeugen sowie Zeichnungen, Drucke und Fotografien, die ihm als Ausgangsmaterial für ein Buch über Japan dienen sollten.
In Japan waren Aimé Humbert und seine Schweizer Begleiter auch zu Gast bei einem bereits alteingesessenen Mitglied der französisch-sprachigen Gemeinschaft: dem Uhrmacher François Perregaux.
Francois Perregaux – Wegbereiter des Schweizer Uhrenhandwerkes in Japan: François Perregaux wurde 1834 als Sohn einer bekannten Familie von Uhrhändlern aus Le Locle geboren. Seine Schwester, Marie Perregaux, gründete gemeinsam mir ihrem Ehemann, Constant Girard, die Uhrenmarke, die noch heute ihre beiden Nachnamen trägt. 1859 verliess François Perregaux die Schweiz mit dem Ziel Asien, denn die Union Horlogère hatte ihn beauftragt einen Handelsposten in Yokohama aufzubauen. Bereits im Jahr 1860, und somit wenige Jahre vor Unterzeichnung des oben erwähnten Handelsabkommens, wurde er zum ersten Schweizer Uhrenhändler im Land der Aufgehenden Sonne. 1865 folgte die Gründung der Firma F. Perregaux & Co in Yokohama. Bis zu seinem Tod 1877 war er der offizielle Vertreter der Marke Girard-Perregaux in Japan.
Perregaux, Humbert und ihre Faszination für Japan: Bereits vor ihrem Zusammentreffen in Japan standen Humbert und Perregaux in engem Briefkontakt, in dessen Verlauf der Diplomat den Uhrmacher immer wieder drängte, ihn über die Geschehnisse im Land auf dem Laufenden zu halten. Um Material für seine Arbeit über Japan zu erhalten, bat er Perregaux, ihm Zeitzeugenberichte, Geschichten, Märchen und dergleichen zu schicken. Diese sollten die Gegenstände ergänzen, die er vor Ort sammeln wollte. Wie sich aus den Briefen ergibt, die im Staatsarchiv Neuenburg aufbewahrt werden, verlangte Humbert von Perregaux sogar, dass dieser in Yokohama Fotografen beauftragen solle, um die neuesten Geschehnisse in Bildern festzuhalten und ihm diese zurückzuschicken. Auf diese Weise trug auch der Botschafter von Girard-Perregaux auf der anderen Seite des Indischen Ozeans zu dem bedeutenden Werk von Aimé Humbert bei. Das Ergebnis dieser Arbeit, Le Japon Illustré [Japan in Bildern], wurde 1870 in zwei Bänden von dem Verlagshaus Hachette in Paris herausgegeben.
Das Ethnologische Museum Neuenburg (MEN): Das MEN hat seinen Ursprung in der naturgeschichtlichen Sammlung von General Charles Daniel de Meuron, die dieser 1795 der Stadt Neuenburg überliess. 1904 konnte das Museum dann in einer von James-Ferdinand de Pury gestifteten Villa seine Tore öffnen. Heute besteht die Sammlung aus 40.000 Exponaten von allen fünf Kontinenten. International wurde das Museum besonders durch seine bedeutenden zeitgenössischen Ausstellungen bekannt, bei denen sich den Besuchern originelle Einblicke zu aktuellen Gegenständen und zu Fragen im Hinblick auf das Zusammenleben menschlicher Gesellschaften bieten.
Die Sammlung Aimé Humbert: Das MEN beherbergt überdies auch eine aussergewöhnliche graphische Sammlung über das Japan der 1860er Jahre. Die mehr als 2.500 Bilder, Fotografien, Drucke, Zeichnungen und Gemälde gehören zu der Sammlung des in Neuenburg geborenen Aimé Humbert. Er benutzte diese Objekte, um sein 1870 von Hachette in Paris herausgegebenes Buch Le Japon Illustré [Japan in Bildern] auszuarbeiten und zu illustrieren. Nach umfangreichen Forschungs- und Sichtungsarbeiten sowie einer aufwändigen Digitalisierung und Restaurierung wird die Sammlung erstmalig zum 150. Jubiläum des Handelsabkommens zwischen der Schweiz und Japan der Öffentlichkeit präsentiert.