Der Marktwert von Luxusuhren explodiert, für manche Modelle ist eine bis zu vierfache Wertsteigerung in fünf Jahren möglich.
Der Marktwert gebrauchter Luxusuhren erreicht gegenwärtig ein Allzeithoch mit doppeltem, dreifachem oder sogar vierfachem Wertzuwachs bekannter Uhrenmodelle in nur wenigen Jahren – zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Spezialisten für gebrauchte Luxusuhren, Watchfinder & Co.
Gründe für diese Entwicklung gibt es mehrere: Investierten wohlhabende Menschen bislang in Immobilien und Kunstobjekte, folgte der Trend zu Oldtimern und nun wird auch der Uhrenmarkt als Anlagesektor entdeckt. Bankguthaben bringen keine Verzinsungen mehr, im Gegenteil, oft berechnen die Banken ab einem bestimmten Betrag sogar Zinsen für Guthaben.
Berichte über nahezu unglaubliche Auktionserfolge mancher Modelle heizen dieses Geschäft zusätzlich an. Und da manche Uhren nur in begrenzten Stückzahlen produziert werden, verlängerten sich die Wartelisten für neue Modelle zum Teil erheblich, was ebenfalls zu einem enormen Preisanstieg führt.
Der Preisanstieg kann größtenteils auf Angebot und Nachfrage zurückgeführt werden: Während das Interesse an Luxusuhren in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, blieb das Angebot weitgehend konstant.
Das führte zu langen Wartelisten für einige neue Uhren und ließ die Preise für Zeitmesser aus zweiter Hand in die Höhe schnellen.
45% der Uhrenbesitzer kennen den aktuellen Marktwert ihrer Uhr(en) nicht
Viele Uhrenbesitzer*innen sind sich des Wertes ihrer Uhren nicht bewusst. Bei einer Umfrage von Watchfinder & Co. unter 26.000 Befragten gab fast die Hälfte der Deutschen (45%) zu, dass sie den aktuellen Wert ihrer Uhr nicht kennen. 34,8% der Deutschen haben mindestens eine Luxusuhr, die sie nicht mehr tragen.
Aufwind für Zeitmesser – nicht für nur exklusive High-End-Uhren
Die neue Analyse ergab, dass sich der Wert einiger gebrauchter Uhren, wie z. B. der Patek Philippe Nautilus, in nur fünf Jahren mehr als vervierfacht hat – aktuelle Exemplare werden für rund 105.000 € verkauft, verglichen mit 23.000 € vor fünf Jahren.
Es sind nicht nur Ultra-High-End-Uhren, deren Preise dramatisch gestiegen sind. Die Omega Speedmaster – die erste Uhr, die auf dem Mond getragen wurde und regelmäßig am Handgelenk des amerikanischen Präsidenten Joe Biden zu sehen ist – hat ihren Preis mehr als verdoppelt, von knapp 2.700 € im Jahr 2016 auf heute etwa 5.800 €.
Auch die Stahl-Sportmodelle von Rolex erfahren einen Wertzuwachs. Der Preis der Submariner „Kermit“ stieg um 184% von knapp über 5.800 € im Jahr 2016 auf heute etwa 17.500 €. Die Rolex GMT II mit schwarzem Gehäuse ist im gleichen Zeitraum um 155% gestiegen, ebenfalls von ca. 5.800 € auf heute etwa 15.170 €.
Einige Uhren, die vor nicht allzu langer Zeit nur ein paar hundert Euro wert waren, sind heute mehrere Tausend Euro wert.
Die Omega Seamaster 300m zum Beispiel, die im Jahr 2009 einen Gebrauchtpreis von 800 € hatte, wechselt heute für bis zu 3.400 € das Handgelenk. Die kleinere Version der Santos von Cartier konnte 2012 für rund 1.300 € weniger als vor zehn Jahren erworben werden. Heute liegt der Marktwert jedoch bei rund 2.700 €.
Fünf Beispiele von Uhren mit deutlicher Wertsteigerung in den letzten fünf Jahren:
Patek Philippe Nautilus (Ref: 5711) erfährt 350% bzw. 81.200 € Wertzuwachs. Diese Ultra-Luxusmarke ist bekannt für ihren Slogan “You never actually own a Patek Phillippe – you merely look after it for the next generation”. Es wäre jedoch niemandem ein Vorwurf zu machen, der sie bei den aktuellen Preisentwicklungen verkauft! Die meisten Patek-Philippe-Modelle sind aus Edelmetall gefertigt, und die „Stahl-Sport“-Uhren sind äußerst begehrt. Vor allem die Nautilus-Linie hat in den letzten Jahren enorm an Wert gewonnen. Im Jahr 2016 wechselte das Stahlmodell Nautilus 5711 mit dem populären blauen Zifferblatt für durchschnittlich 23.300 € den oder die Besitzer*in. Das gleiche Modell hat derzeit einen Marktwert von rund 105.000 € und ist seit dem letzten Jahr um rund 29.130 € gestiegen.
Die Rolex ‚Zenith‘ Daytona (Ref. 16520) mit 220%, bzw. 20.000 € Wertsteigerung bleibt in kaum einer Uhrenliste unerwähnt. Sie ist untrennbar mit dem Schauspieler Paul Newman verbunden; eine Daytona von ihm wurde bei einer Auktion im Jahr 2017 für 20,7 Millionen Euro verkauft. Das ist zwar viel mehr als die meisten Daytonas kosten, aber die aktuellen Preise für das Modell 16520, das in den späten 80er Jahren eingeführt und in den 90er Jahren verkauft wurde, liegen im Durchschnitt bei rund 29.100 € ohne Papiere, verglichen mit rund 9.000 € vor nur fünf Jahren. Allerdings können Modelle in gutem Zustand und mit Papieren leicht 11.650 € und mehr einbringen.
Rolex Submariner ‚Kermit‘ (Ref. 16610LV): 184% bzw. 11,300 € Steigerung. Die Submariner ist die ikonische Taucheruhr schlechthin und im Jahr 2003 brachte Rolex eine 50. Jubiläumsedition mit einer grünen Lünette heraus, die aufgrund der Farbähnlichkeit zu dem berühmten Frosch schnell als ‚Kermit‘ bekannt wurde. Außerdem verfügt sie über größere Stundenmarkierungen, die bei späteren Submariner-Modellen zum Standard werden sollten. Die Nachfrage nach der ungewöhnlichen Submariner mit grüner Lünette, gepaart mit der Veröffentlichung des Modells „Hulk“ mit Keramiklünette im Jahr 2010, förderte ihre Popularität. Sie ist nun ein Eckpfeiler vieler respektabler Sammlungen geworden, mit Durchschnittspreisen von 17.400 €, die von etwa 6.100 € im Jahr 2016 gestiegen sind.
Omega Speedmaster (Ref. 145.022): 114% bzw. 3.000 € Steigerung. Die „Speedy“ ist eine der kultigsten und erschwinglichsten Uhren auf der Liste. Ihr Platz in der Geschichte wurde gesichert, als Neil Armstrong sie 1969 auf dem Mond trug – seitdem ist sie als „Moonwatch“ bekannt. Da sie relativ erschwinglich ist und in hohen Stückzahlen produziert wurde, gibt es sicherlich eine große Anzahl dieser Uhren, die in Schubladen versteckt sind. Jetzt könnte die Gunst der Stunde genutzt werden: Ihr Wert ist von 2.700 € im Jahr 2016 auf heute 5.700 € angestiegen ist. Ältere oder spezielle Modelle (von denen es viele gibt) können sogar einen deutlich höheren Wert haben.
Cartier Santos (Ref. W20010C5): 57% bzw. 2,766 € Steigerung. Die Großmutter der Armbanduhren, die Santos, wurde kreiert, nachdem der brasilianische Flieger Alberto Santos-Dumont mit seinem Freund Louis Cartier über die Herausforderungen des Taschenuhr-Tragens während der Flugzeugsteuerung diskutierte. Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Mit einem Anstieg von 57% in fünf Jahren ist die Carter Santos auch über 100 Jahre nach ihrer Entstehung bei Sammler*innen und all jenen, die einfach nur eine schöne Uhr für den Alltag suchen, sehr begehrt.
Eine neue Generation von Uhrenfans hat diese Marken entdeckt und kann sie sich auch leisten
Arjen van de Vall, CEO von Watchfinder & Co., sagt: „Der Markt für gebrauchte Uhren floriert gerade. Eine neue Generation von Uhrenfans hat diese Marken entdeckt und kann sie sich auch leisten. Da diese Uhren in begrenzten Stückzahlen produziert werden, verlängerten sich die Wartelisten für neue Modelle zum Teil erheblich, was zu einem enormen Preisanstieg führt.
Ob Sie nun eine echte Uhrenliebhaberin oder Uhrenliebhaber sind oder zufällig eine Uhr geerbt haben und ihren Wert nicht kennen, jetzt ist die Zeit gekommen, dies herauszufinden.
Einige Modelle von Marken wie Patek Phillippe können innerhalb weniger Monate Zehntausende von Euro einbringen. Aber es gibt es auch weitaus erschwinglichere Uhren, die in höheren Stückzahlen produziert werden und deren Preise ebenfalls stark steigen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass eine Uhr, die Sie vor ein paar Jahren gekauft haben, jetzt viel mehr wert sein könnte. Wir alle wissen, was wir auf unserem Bankkonto haben – warum also nicht überprüfen, wie viel Geld Sie in einer Uhr gebunden haben? Sobald Sie den Wert kennen, können Sie eine fundierte Entscheidung darüber treffen, ob Sie sie behalten, verkaufen, oder sogar gegen etwas eintauschen, das Sie lieber am Handgelenk tragen.“