Mit der Mirrored Force Resonance überträgt Armin Strom das Resonanz-Prinzip in die Moderne. Sie feiert gegenwärtig ihre Premiere am Londoner SalonQP, der vom 3. bis 5. November 2016 stattfindet. Anschließend startet sie vom Salon des Grandes Complications in Dubai aus auf eine Welttournee, die sich von Westen nach Osten über Stationen rund um den Globus erstreckt, bevor sie dann wieder in die Schweiz zurückkehrt.
Armin Strom stellt mit der Mirrored Force Resonance einen gleichschwingenden, dualen Regulator für maximale Präzision vor, dessen faszinierender Mechanismus auf der Zifferblattseite zu bewundern ist. Zwei schwingende Körper in unmittelbarer Nähe beeinflussen sich gegenseitig und synchronisieren schließich ihre Bewegungen – dieses Phänomen ist in der Physik als Resonanz bekannt.
Das Resonanz-Konzept und seine Vorzüge
Resonanz ist eine raffinierte und anspruchsvolle uhrmacherische Technik, die wegen ihrer Komplikation nur äußerst selten angewandt, geschweige denn perfekt beherrscht wurde. Resonanz bietet folgende drei Vorteile:
- Sie wirkt stabilisierend auf die Zeitmessung (vorteilhaft für die Ganggenauigkeit).
- Sie spart Energie (man denke an einen Radrennfahrer, der im Windschatten eines anderen fährt).
- Sie reduziert die negative Auswirkung äußerer Einflüsse, wie etwa Stöße auf die Unruhwelle, auf die Ganggenauigkeit. Dies stabilisiert letztlich den Gang und sorgt für noch mehr Präzision.
Das Resonanzkaliber ARF15
Bei Armin Strom handelt es sich, im Unterschied zu den meisten anderen Uhrenherstellern von heute, um eine vollwertige Manufaktur mit hauseigenen Fertigungskapazitäten. Das Resonanzkaliber ARF15 ist ein klassisch konstruiertes Handaufzugswerk, das hausintern entwickelt, gefertigt, montiert und reguliert worden ist. Es pulsiert mit einer Frequenz von 3,5 Hertz (25.200 A/h) und gewährt dem Beobachter Einblick in die Arbeit der patentierten, gleichschwingenden Regulatoren.
Es handelt sich um ein modernes Uhrwerk mit einer ebenso neuartigen wie makellos ausgeführten Finissierung, die als großflächige, stabile Bühne für ein echtes Schauspiel dient: die symmetrische Zwillingsanzeige der Sekunden, die über eine einzige Feder miteinander verbunden sind.
Die Resonanz-Kupplungsfeder, die für die Umsetzung der doppelten Sekundenanzeige der Mirror Force Resonance benötigt wurde, war von derart komplexer technischer Natur, dass dem Team des technischen Leiters Claude Greisler nichts anderes übrig blieb, als intern zu entwickeln was sie brauchten. Wie das Kaliber ARF15 besteht auch die Resonanz-Kupplungsfeder aus einem traditionellen Material der Uhrmacherei: Stahl. Greisler und sein Team haben volle zweieinhalb Jahre damit verbracht, um Form und Eigenschaften der Feder zu perfektionieren. Es wurde unablässig berechnet, optimiert, simuliert, getestet und verbessert, bis die optimale, einzigartige Form für die Feder gefunden worden war, die zur Verbindung der beiden Armin Strom Oszillatoren-Paaren aus Unruhreif und Spiralfeder erforderlich ist.
Da sich die beiden miteinander verbundenen Oszillatoren in entgegengesetzter Richtung – mit und gegen den Uhrzeigersinn – drehen, wirken ihre Bewegungen, die auf der Zifferblattseite der Uhr zu sehen sind, fast wie Zauberei. Wenn die 48-stündige Gangreserve erschöpft ist und das Uhrwerk neue Energie vom Handaufzug bedarf, benötigen die Zwillings-Unruhräder rund 10 Minuten, um sich zu synchronisieren. Im Falle einer äußeren Einwirkung wie etwa bei einem Stoß bedarf es bloss weniger Minuten, bis die beiden Unruhsysteme ihren gemeinsamen Schwingrhythmus wiederfinden.
Die Ursache hierfür liegt in der Konstruktion: Das technische Team von Armin Strom hat nicht die Unruhreifen über die Resonanz-Kupplungsfeder miteinander verbunden, sondern die Klötzchen der Spiralfeder, die so die Impulse aufnehmen. Mit dem Drücker an der Gehäuseseite bei 2 Uhr werden nicht nur die Zwillingsanzeigen der Sekunden auf Null gestellt, sondern auch die beiden Unruhräder zurückgesetzt.
Die Mirrored Force Resonance ist der (zumindes bisher) komplizierteste Zeitmesser aus dem Hause Armin Strom. Daher verwundert es wenig, dass für ihn ein Patent angemeldet worden ist.
Hintergrund
Claude Greislers Idee zur Mirrored Force Resonance bestand darin, ein altes Konzept innovativ zu verbessern – ein Konzept, das sich dem eigentlichen Sinn und Zweck der Uhrmacherkunst verschrieben hat: Präzision und Genauigkeit.
Armin Stroms Mirrored Force Resonance bietet eine neue, verbesserte und interessantere Art, eine alte Idee umzusetzen und darzustellen. Die „Raison d’être“ der Mirrored Force Resonance ist es, Einblick in die raffinierte Funktionalität der gleichschwingenden Unruhsysteme zu gewähren und gleichzeitig die gesamte Präzision der Uhr zu erhöhen. Die Resonanz-Kupplungsfeder verleiht der Uhr eine faszinierende, patentierte „Animation“ ihrer Funktionsweise. Dies entspricht genau der Markenphilosophie von Armin Strom: Es geht nicht um sinnlose Spielereien, sondern um schlichtweg gute, eigenständig entwickelte Mechanik, die sich makellos veredelt und interessant präsentiert. Die Resonanz-Kupplungsfeder ist noch aus einem weiteren Grund eine spannende Komponente: Sie belegt visuell die Resonanz des Zeitmessers.
Die technischen Features der Armin Strom Mirrored Force Resonance
- Werk: Armin Strom Kaliber ARF15, Handaufzug, Resonanz-Kupplungsfeder, Zwillingsanzeige der Sekunden, dezentrale Zeitanzeige, Frequenz: 25.200 A/h, 43 Rubine, Anzahl der Komponenten: 226
- Gehäuse: 18Kt Roségold, Saphirglas und Gehäuseboden mit Antireflexbeschichtung, Durchmesser: 43,40 mm, Höhe: 13,00 mm, Wasserdichtigkeit: 50 m
- Zifferblattring: Schwarz mit aufgesetzten Appliken
- Zeiger: Roségold
- Armbänder: Ausgeliefert mit einem braunen Alligator-„horn back“-Lederband und einer 18kt Roségold-Dornschliesse sowie einem zusätzlichen braunen Kautschukband. Eine Doppelfaltschliesse aus 18Kt Roségold ist optional ebenfalls erhältlich.
- Auflage: Limitiert auf 50 Stück
- Unverbindliche Preisempfehlung: CHF 67‘000.–
Hintergrundinformationen zum Resonanz-Konzept
Resonanz ist eine raffinierte und anspruchsvolle uhrmacherische Technik, die wegen ihrer Komplikation nur äusserst selten angewandt, geschweige denn perfekt beherrscht worden ist. Auf der Suche nach uhrmacherischer Genauigkeit, Präzision und Gangstabilität setzt Resonanz in der Regel die Verwendung von zwei unabhängigen Zugfedern, Räderwerken, Hemmungen und Unruhsystemen voraus. Diese Paare sind jeweils über Zahnstange und Trieb miteinander verbunden, damit ihr Abstand exakt eingestellt werden kann. Die präzise Anpassung des Abstands zwischen den beiden Regulatoren ist entscheidend, um Resonanz hervorzurufen. Sie sorgt dafür, dass die beiden Unruhen einen gemeinsamen Rhythmus in entgegengesetzter Richtung finden und so etwaige Abweichungen kontinuierlich ausgleichen – für höchste Präzision.
Ein Körper in Bewegung gibt Vibrationen an seine Umgebung ab. Wenn nun ein weiterer Körper mit einer ähnlichen natürlichen Eigenresonanzfrequenz diese Vibrationen empfängt, nimmt er Energie von seinem Gegenüber auf und beginnt, in derselben Frequenz zu schwingen. Der erste Körper dient so als „Erreger“, der zweite als „Resonator“.
In der Uhrmacherkunst hat das Phänomen synchronisierter Bewegung die Uhrmacher bereits seit der Zeit von Christiaan Huygens (1629-1695) fasziniert. Huygens, der Erfinder der Pendeluhr, war der Erste, der die Resonanz zwei separater Pendeluhren entdeckte – von denen er logischer Weise zunächst eine Abweichung in der Zeitanzeige erwartet hatte. Sobald sie jedoch von einem gemeinsamen Trägerbalken hingen, synchronisierten sich die Pendel der benachbarten Uhren.
Nachfolgende Forscher haben später bestätigt, dass der gemeinsame hölzerne Balken die Vibrationen miteinander verbindet und so für Resonanz sorgt: Beide Pendel schwingen synchron im gleichen Takt. Im 18. Jahrhundert bewies Abraham-Louis Breguet mit seiner Resonanz-Doppelpendeluhr seine meisterhafte Beherrschung dieses Phänomens.
Resonanz bietet einen dreifachen Vorteil: 1. Sie wirkt stabilisierend auf die Zeitmessung (vorteilhaft für die Ganggenauigkeit). 2. Sie spart Energie (man denke an einen Radrennfahrer, der im Windschatten eines anderen fährt). 3. Sie reduziert die negative Auswirkung äusserer Einflüsse, wie etwa Stösse auf die Unruhwelle, auf die Ganggenauigkeit. Dies stabilisiert letztlich den Gang und sorgt für noch mehr Präzision.
Ein Stoss, der etwa eines der beiden Unruhsysteme verlangsamt, steigert das Tempo des anderen im gleichen Masse. Beide werden danach streben, wieder im Einklang zu schlagen und so die Folgen der äusseren Einwirkung ausgleichen und minimieren, während sie ihren Rhythmus finden.
Wie schwierig die uhrmacherische Umsetzung dieses Konzepts ist, zeigt eine Liste aller Uhrmacher, die Resonanz jemals erfolgreich – und nur in sehr wenigen Zeitmessern – eingesetzt haben. Zu ihnen zählen neben Antide Janvier (1751-1855) und Abraham-Louis Breguet (1747-1823) nur so wenige zeitgenössische Uhrmacher, dass man sie vermutlich an einer Hand abzählen kann.