Auf die Spitze getrieben: Interview mit Theodor Prenzel, Entwickler des neuen Manufakturkalibers Neomatik Datum über das neue Manufakturkaliber DUW 6101, das ab März als Update in der Nomos Tangente, Orion und Ludwig erhältlich ist.
Wir haben es wirklich auf die Spitze getrieben: Das Datum ist nicht nur gut zu stellen, sondern die Anzeige ist auch sehr weit außen und sehr großzügig
Hochinnovative, flache Automatikkaliber und entsprechende Uhren stehen mehr denn je im Fokus von NOMOS Glashütte. Denn das zweite neomatik-Werk ist da – und samt Datum wurde dieses völlig neu gedacht und konstruiert.
Ziel war die Datumsschnellverstellung – und dazu gern noch der nächste Schritt. Geschafft: Das neue neomatik-Kaliber DUW 6101 von NOMOS Glashütte hat einiges an Vorzügen und intelligenten Konstruktionen zu bieten. Mit 35,2 Millimetern Durchmesser ist es nicht nur sehr groß, sondern mit nur 3,6 Millimetern Höhe auch außergewöhnlich flach, denn dieses Werk wurde komplett neu konstruiert, das Datum wurde integriert.
Es ist damit wie geschaffen für klassische Uhren, die prima unter die Manschette passen. Das Kaliber im Überblick:
- Das Datum befindet sich bei Uhren dieses Kalibers dort, wo es – traditionell, aber auch ästhetisch – hingehört: weit außen. Für Durchmesser jenseits der 40 Millimeter ist dies einzigartig.
- Das neue Kaliber erlaubt ein besonders großes und gut lesbares Datum. Denn der Datumsring wurde um Werk DUW 6101 herumgelegt, der Gestaltung neuer Datumsuhren so größtmögliche Freiheit gegeben: für eine höchst individuelle und harmonische Uhren-Ästhetik. Für jede Uhr gibt es einen eigens gestalteten Datumsring.
- Beidseitig lässt sich das neue NOMOS-Datum schnell und komfortabel stellen, mit nur wenigen Umdrehungen der Krone ist jede Korrektur durchgeführt. Möglich macht dies auf so geringer Höhe ein speziell geformtes Zahnrad, welches in die Datumsscheibe eingreift.
- Für hohe Präzision sorgt auch das NOMOS-Swing-System, das hauseigene Assortiment, das man an der temperaturgebläuten Unruhspirale erkennen kann.
- Besonders bei DUW 6101: Die goldene Schrift auf dem Rotor ist erhaben und die Werkplatte zweifarbig graviert, „reguliert in 6 Lagen“, steht dort. Das NOMOS-Kaliber ist rundherum aufwendig verziert und dekoriert – klassische Glashütter Uhrmacherkunst also, und damit heute eine Besonderheit.
„Auf den ersten Blick ist’s vielleicht nur ein neues Werk mit Datum. Auf den zweiten jedoch toppt diese Entwicklung alles, was am Markt derzeit zu sehen ist“, sagt Uwe Ahrendt, Ingenieur und NOMOS-CEO. „Das gab es so noch nicht.“
Patentverfahren für dieses Kaliber laufen bereits. Vorerst sind vier NOMOS-Modelle mit dieser neomatik-Datum-Technik ausgestattet: Tangente neomatik 41 Update, Orion neomatik 41 Datum, Ludwig neomatik 41 Datum sowie Autobahn. Alle sind ab Mai 2018 im den Handel. Lesen Sie dazu auch unseren Bericht über die Tangente neomatik 41 Update, Orion neomatik 41 Datum, Ludwig neomatik 41 Datum unter diesem Link.
Ein Gespräch mit Theodor Prenzel, 33, Leiter der Konstruktion bei NOMOS Glashütte, der neomatik Datum entwickelt hat:
Herr Prenzel, Sie haben dieses Kaliber von Grund auf neu konstruiert. Was heißt das und wo fängt man da an?
Für Kaliber DUW 6101 haben wir uns jedes der 188 Bauteile einzeln vorgenommen, denn wir wollten einen völlig neuen, komfortablen und schnell zu stellenden Datumsmechanismus. Das auf einer Höhe von nur 3,6 Millimetern zu erreichen, war eine Herausforderung. Über die Jahre haben wir bei der Entwicklung anderer NOMOS-Kaliber, des NOMOS-Swing-Systems und des Rädersatzes schon einiges an Vorarbeit geleistet, viele Erkenntnisse gewonnen. Das hat geholfen. Und natürlich haben wir heute auch ganz andere technische Möglichkeiten als Kollegen, die in den 1970er-Jahren Werke konstruierten – jener Zeit übrigens, in der die meisten Werke entwickelt wurden, die heute in Uhren ticken. Mit wenigen sehr hochpreisigen Ausnahmen. Und bei NOMOS Glashütte.
Was macht denn Ihren neuen Datumsmechanismus so besonders?
Der neue Datumsmechanismus ermöglicht es, mit ein paar Drehungen der Krone einen halben Monat zu schaffen. Nicht nur nach vorn, sondern auch zurück. Gibt es sonst auch, ist aber selten, in unserem Preisbereich einzigartig. Dass der Datumsring um das Werk herumläuft, kennt man schon von NOMOS Glashütte. Aber hier haben wir es wirklich auf die Spitze getrieben: Das Datum ist nicht nur gut zu stellen, sondern die Anzeige ist auch sehr weit außen und sehr großzügig. Unsere Design-Kollegen freut dieses neue Kaliber – sie haben ganz neue Gestaltungsfreiheit.
Wie ist es möglich, all diese Vorzüge auf einer Höhe von nur 3,6 Millimetern unterzubringen?
Wir haben einiges an Möglichkeiten dadurch, dass wir jedes einzelne Werkteil selbst konstruieren, fast alle auch selbst fertigen. Und diese Möglichkeiten machen kreativ. Auch das Aufzugssystem haben wir von Grund auf neu konstruiert. Und die Funktion des Gesperrs lassen wir platzsparend Doppelklinkenrad, Doppelrad und Rotorzwischenrad übernehmen.
Wie lange hat die Entwicklung des neuen Datumswerks gedauert?
Vom ersten Pflichtenheft über Teilemuster, Werkzeuge, Muster des Werks bis zum fertigen Serienwerk kamen schon drei Jahre zusammen, in denen unsere Abteilung daran gearbeitet hat – also schon einige Mannjahre, denn wir sind in der Abteilung für Forschung und Entwicklung immerhin zu zwölft. Wir waren in dieser Zeit allerdings natürlich nicht ausschließlich mit DUW 6101 beschäftigt.
Das DUW 6101 besteht aus 188 Teilen. Haben Sie ein Lieblingsteil?
Die Programmscheibe, ein Dreieck mit geschwungenen Kanten. Mit ihr konnten wir im Werk ordentlich Platz sparen: Auf zehn Uhr dreht sich nun ein kleineres Datumsrad. Das lässt nur einmal am Tag das Datum nach vorne wandern, dreht sich aber viermal in 24 Stunden. Im Innern dieser Uhr läuft dank der Programmscheibe ein Programm, das nie ein Update braucht – komplett mechanisch.
Herr Prenzel, wir danken Ihnen für das Gespräch