Das 150-jährige Jubiläum des Girard-Perregaux Tourbillon mit drei Brücken sollte Anlass genug für einen kurzen Rückblick auf den Ursprung dieses einzigartigen Uhrwerkes sein. Denn kaum ein anderes technisches Detail eines Uhrwerks erlangte derartigen Symbolcharakter für eine Manufaktur wie die drei Brücken des Girard-Perregaux Tourbillon mit drei Brücken.
Back tot he roots: Constant Girard begann seine Karriere als Uhrmacher in La Sagne unweit von La Chaux-de-Fonds, dem heutigen Uhrenzentrum der Schweiz, in den Bergen von Neuchâtel. 1845 tat er sich mit dem Uhrmacher C. Robert zusammen. Um 1852 übte er seinen Beruf unter dem Namen „Girard & Cie“, zusammen mit seinem älteren Bruders Numa aus. Doch in seinem Leben sollte zukünftig auch einer Frau eine besondere Rolle zukommen:
Im Jahre 1854 heiratete er Marie Perregaux (1831-1912), die aus einer Familie von Uhrmachern kam. Beide gründeten 1856 die Uhrenfabrik in La Chaux-de-Fonds, die noch ihre gemeinsamen Familiennamen trägt: Girard-Perregaux. Sein Geschäft entwickelte sich schnell und erfolgreich, sogar bis nach Amerika und Japan.
Als exzellenter Uhrmacher war es für Constant Girard-Perregaux nahezu selbstverständlich, sich mit der Komplikation des Tourbillons zu beschäftigen. Wie viele seiner Kollegen nutzte auch Girard-Perregaux zunächst „Standard-Uhrwerke“, auf die er Tourbillons montierte. Eine dieser Uhren wurde 1867 bei der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet. Zuvor war sie am Observatorium in Neuchâtel geprüft worden und hatte Rekordergebnisse erzielt, die für Jahrzehnte unübertroffen blieben.
Für die Weltausstellung 1889, die wieder in Paris stattfand, gestaltete Constant Girard-Perregaux sein Meisterstück: Im Laufe langer Jahre entwickelte er zwei Uhrwerke mit drei parallelen Brücken und einer Chronometer-Hemmung mit Wippe.
Das eine war mit Brücken aus Nickel ausgestattet, das andere mit Goldbrücken versehen, was er im März 1884 patentieren ließ. Dieses Uhrwerk ergänzte Girard-Perregaux mit einem eigenen Tourbillon. Doch statt wie seine Kollegen bestehende Konstruktionen zu übernehmen, entschied er sich, die Architektur des Werks sowie die Form der Komponenten neu zu überdenken.
Mehrere Aspekte des Ansatzes von Constant Girard-Perregaux sind dabei interessant: Sein Tourbillon mit drei Goldbrücken ist eine authentische Verbindung aus Ästhetik und Mechanik, die rasch Symbolchrakter erlangte.
Damit wurden Teile des Werkes nicht länger auf ihre rein technische Funktionalität reduziert, sondern auch als ästhetische Gestaltungselemente eingesetzt.
Das Tourbillon mit drei Brücken avancierte zu einem Wiedererkennungszeichen für Girard-Perregaux: Es war (bei diesen Modellen) nicht länger erforderlich, den Markennamen der Manufaktur auf das Zifferblatt zu schreiben, da bereits ein Blick auf das Uhrwerk genügte, um den Urheber zu erkennen. Ein bis heute ziemlich einzigartiger Vorgang in der Welt der Uhren.
Die Symbolik der Drei Brücken
Und die Symbolik der drei Brücken? Neben der rein technischen Funktion bleibt es jedem Uhrenliebhaber überlassen dieses Bild für sich selbst zu interpretieren. Mancher sieht darin eine Versinnbildlichung der Heiligen Dreifaltigkeit, andere halten die Konstruktion für einen Verweis auf das Verstreichen der Zeit, das in der Pfeilform der Brücken zum Ausdruck kommt; dass diese nach rechts und nach links zeigen, wird als Hinweis auf Vergangenheit und Zukunft verstanden. Wieder andere erkennen in dem Aufbau des Uhrwerks eine Anspielung auf alte Verfahren, die Zeit auf Grundlage des Sonnenstands an drei Ereignissen zu messen; Sonnenaufgang, Sonnenhöchststand und Sonnenuntergang…
Die Weltausstellung in Paris wurde für Constant Girard zum Triumph, als das Tourbillon mit drei Goldbrücken mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Und dennoch dürfte Constant Girard-Perregaux zu diesem zeitpunkt noch nicht geahnt haben, dass dies erst der Beginn einer glanzvollen (Uhren-) Geschichte war.
Die Qualität der Arbeit von Constant Girard-Perregaux dürfte die Jury derart beeindruckt haben, dass die Marke für künftige Weltausstellungen als „außer Konkurrenz“ eingestuft, und ab 1901 sogar in die Jury künftiger Weltausstellungen berufen wurde.
Auch heute ist das Tourbillon mit drei Brücken – inzwischen mit diversen Varianten – in der aktuellen Kollektion von Girard-Perregaux zu finden. Den Bericht zum Jubiläumsmodell finden Sie unter diesem Link