Der Mann, der Oris rettete: Dr. Rolf Portmann und der Weg von Oris zum unabhängigen Schweizer Uhrenhersteller.
Zu seinem neunzigsten Geburtstag blickt Dr. Rolf Portmann, Ehrenmitglied der Oris-Geschäftsleitung, zurück auf das Jahr 1956, als er in die Firma eintrat, und auf die großen Momente seiner Karriere, mit welchen er Oris auf den Weg brachte, der die Marke zur heutigen Position als unabhängiger Schweizer Uhrenhersteller führte.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Herr Portmann, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 90. Geburtstag. Erzählen Sie uns bitte etwas von Ihrem Werdegang bei Oris.
Ich startete meine Karriere bei Oris 1956 als Berater. Ich hatte damals gar nicht vor, lange in der Uhrenindustrie zu bleiben. Ich war angestellt worden, um einen protektionistischen Bundesbeschluss zu bekämpfen, der unter der Bezeichnung «Uhrenstatut» bekannt wurde und Oris daran hinderte, hochwertige Ankerwerke herzustellen. Das Gesetzt behinderte die Entwicklung unserer Firma und der gesamten Uhrenindustrie. Mein Job bestand darin, die Schweizer Politiker zu überzeugen, dieses Gesetz zu kippen. Als mir das gelungen war, wurde ich zum «Executive Secretary» befördert. Das bedeutete, hauptsächlich in der Produktion, im Personalwesen und in der Bewirtschaftung unserer Besitzgüter zu arbeiten.
In welchem Zustand befanden sich der Betrieb und die Industrie generell, als Sie Oris erwarben?
1971 wurde Oris von General Watch, damals eine Einheit der ASUAG Gruppe, aufgekauft, zur selben Zeit, als ich Generaldirektor von Oris wurde. Die Gruppe kaufte ziellos Uhrenfirmen auf, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie die einzelnen Unternehmen zusammenpassten, und was das eigentliche Ziel sein sollte.
Zu jener Zeit wurden viele globale Märkte durch politische Unruhen gebeutelt, worunter manche davon komplett zusammenbrachen. Gleichzeitig erstarkte der Schweizer Franken, nachdem die Vereinigten Staaten aus Goldstandard ausgetreten waren.
Um alles noch schlimmer zu machen, überschwemmten billige Quarzuhren aus Fernost den Markt. All dies zusammen brachte die Schweizer Uhrenindustrie in arge Bedrängnis. Die Banken konsolidierten die Industrie, indem sie die Gruppen ASUAG und SSIH als größte Holdingfirmen aus der Taufe hoben.
Nach erfolgter Restrukturierung erwog die ASUAG, Oris zu schließen. Doch im Jahr 1982 machten sie mir das Angebot, die Firma als Ganzes mit Verkaufsabteilung, Inventar und Produktionseinheiten zu übernehmen. Diese Chance ließ ich mir nicht entgehen.
Was hat Sie bewogen, das zu tun?
Ich glaubte fest an Oris. Ich war überzeugt, daß Oris eine großartige Marke war, daß wir eine solide Position in bestimmten Märkten hatten, und dass die Qualität stimmte.
Ausserdem war ich persönlich stark in der Firma engagiert. Doch mir war bewusst, dass ich kein Marketing-Mensch bin. Ich bin ein Allrounder. Ich war abhängig von begabten Menschen, die mir helfen sollten, meine Vision, Oris wieder profitabel zu machen, in die Tat umzusetzen. Diese Menschen
bestanden in einer Handvoll Angestellten – darunter Ulrich W. Herzog, der später die Firma führen sollte. Mit der Hilfe dieser Fachleute brachten wir Oris wieder auf Erfolgskurs.
Welches Ziel steckten Sie sich für die Marke?
Ganz einfach: wir wollten die Marke retten. Wir mussten ja irgendwie überleben.
Mitte der achtziger Jahre beschloss Oris, ausschließlich auf mechanische Uhren zu setzen. Weshalb?
Wir waren überzeugt, dass wir durch und durch mechanisch tickten, und wollten mit Quarzuhren überhaupt nichts zu tun haben. Wir wussten, dass wir etwas von mechanischen Uhren verstanden, dass Mechanik unser Erbe ist. Und wir waren überzeugt, dass es da draußen eine Kundschaft gab, die an handgefertigte, ehrliche Produkte glaubte, die eine Geschichte erzählen.
Als wie wichtig hat sich die Unabhängigkeit erwiesen, die Sie der Firma ermöglichten?
Unsere Unabhängigkeit zurückzuerlangen war für uns grundlegend. Aufgrund unserer Position innerhalb der Gruppe, waren wir in Bezug auf technische Entwicklungen extrem eingeschränkt. Um den Innovationsgeist, auf dem unsere Firma gewachsen war, wieder zu erwecken, mussten wir unsere Unabhängigkeit wiedererlangen.
Was ist es, das die Oris Big Crown nach wie vor relevant macht?
Obschon heute niemand mehr eine Uhr braucht, die mit Handschuhen bedienbar ist, bleibt die Vorstellung romantisch. Ich glaube, die Menschen lieben solche Geschichten.
Und ein einfaches, klares Design wird immer gut ankommen. Einerseits bin ich überrascht, dass das Modell noch immer so erfolgreich ist, andererseits ist die Big Crown ein Entwurf, der einfach Sinn macht. Das ist die Art von Oris, sie kommt bei den Konsumenten gut an.
«Die Oris Big Crown ergibt auf fundamentale Weise Sinn. Das ist die DNA von Oris, die unsere Kunden von uns erwarten.»
Weshalb fiel die Wahl des Materials für das neue Modell auf Bronze?
In einer Welt klinischer Perfektion und zunehmender Digitalisierung mögen Menschen Objekte, die ihre eigene Geschichte erzählen. Zumal diese Uhr eine Patina entwickelt, ist das genau das, was sie tun wird.
Auf welchen Oris-Moment sind Sie besonders stolz?
Die Zukunft dieser Marke zu sichern, indem wir aus diesem riesigen Konglomerat heraus etwas Neues schufen. Das war bei weitem meine größte Befriedigung.
Gratulation zu Ihrem neunzigsten Geburtstag! Wie werden Sie ihn feiern?
Ich werde meinen Geburtstag mit meiner Familie in Basel feiern. Wir werden fein essen gehen, und meine Enkel haben eine Überraschung für mich vorbereitet.
Welche Uhr werden Sie wohl zu diesem Anlass tragen?
Meine Calibre 110 in Gold (dieses Manufakturkaliber wurde 2014 zum 110. Jubiläum von Oris lanciert). Sie erzählt die Geschichte von Oris als Entwickler eigener Uhrwerke, läuft nachweislich extrem genau und ist ausgesprochen schön. Ich werde sie nicht ablegen, ausser jemand schenkt mir eine Uhr, die…
#Oris #GOYOUROWNWAY
Design | |
Preis | |
Image/Wertigkeit | |
Mögliche Kaufabsicht | |
Technik | |
Durchschnittlich
|
|
|